Sanierungsbedarf im „Regenbogenland“ / Besserer Betreuungsschlüssel gefordert
POTSDAM / BABELSBERG - Durch das Mauerwerk ziehen sich Risse, von den Fensterrahmen blättert die Farbe, Teile des Mobiliars sowie die Sanitäranlagen stammen offenkundig aus DDR-Zeiten. „Hier besteht dringender Sanierungsbedarf“, sagte Sabine Wilfer, Leiterin der Kindertagesstätte „Regenbogenland“, gestern. Seit 1973 werden in dem Flachbau am Hubertusdamm Kinder betreut. Seitdem wurden nur unbedingt notwendige Baumaßnahmen vorgenommen, beispielsweise Brandschutztüren eingesetzt.
Nach Ansicht des Jugendamtes bestehen in der Kita „zurzeit keine derartig gravierenden baulichen Mängel, die eine Gefährdung der Betriebserlaubnis bewirken könnten“. In einem von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) unterzeichneten Brief an die Kita werden Investitionen für 2010/11 in Aussicht gestellt. Dann gebe es 80 000 Euro für Brandschutzmaßnahmen und zur Planung der Hüllensanierung. 2011 soll für 600 000 Euro die Außenfassade, 2012 sollen für 630 000 Euro die Innenräume instandgesetzt werden.
„Wir brauchen eine Sanierung und zwar jetzt“, sagte Sabine Wilfer. Deshalb sucht die Kita, die sich in Trägerschaft des Diakonischen Werks befindet, Hilfe bei in Politik und Öffentlichkeit. Gestern waren bereits die CDU-Landtagsabgeordneten Barbara Richstein und Sven Petke im „Regenbogenland“ zu Gast, um die Erzieherinnen bei der Arbeit zu unterstützen.
Petke, selbst Vater dreier Kinder, spielte mit den Kleinen, baute mit ihnen das Lager für den Mittagsschlaf, half beim Umziehen. Dabei machte sich der Innenpolitiker Gedanken über das Pensum der Erzieherinnen. „Der Betreuungsschlüssel muss verändert werden, die Kitas brauchen mehr Personal, das sich den Kindern angemessen widmen kann“, sagte Petke. Derzeit kümmert sich eine Erzieherin um sieben Kinder unter drei Jahren – damit ist Brandenburg bundesweites Schlusslicht. Die CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche forderte die Stadt auf, den Betreuungsschlüssel – analog zum Landkreis Dahme-Spreewald – auf 1:6 zu senken. Die jährlichen Mehrkosten in Höhe von etwa einer Million Euro könnten aus „Umstrukturierungen“ des Etats finanziert werden.Die 105 Plätze der Kita „Regenbogenland“ seien komplett belegt. Täglich erreichen Sabine Wilfer Anrufe von verzweifelten Müttern, die Betreuung für ihren Nachwuchs suchen. Weil der Bedarf an Kita-Plätzen in Potsdam ungebrochen hoch sei, möchte das Diakonische Werk die Kapazitäten von „Regenbogenland“ auf den benachbarten Flachbau ausweiten. Dort war bis 2007 das Sozialpädiatrische Zentrum des Klinikums „Ernst von Bergmann“ untergebracht. In dem leer stehenden Trakt könnten 80 Kita-Plätze geschaffen werden, sagte Iris Goldschmidt, zuständige Abteilungsleiterin beim Diakonischen Werk.